Stabile Personalsituation führt zu stabilem Fahrplanangebot
Über die positive Situation im Nahverkehr freuen sich Frank Morczinek (MVG-Betriebsratsvorsitzender, von links), Holger Armbrüster (Stadtwerke-Geschäftsführer), Nadine Bernshausen (Bürgermeisterin und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende) und Jürgen Wiegand (MVG-Geschäftsführer). Foto: Stadtwerke Marburg, Jonas Becker
Marburg. Deutschlandweit besteht in der Nahverkehrsbranche ein großer Bedarf nach Fahrerinnen und Fahrern. Die Personalsituation im Fahrbetrieb der Marburger Verkehrsgesellschaft mbH (MVG), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Marburg, ist seit Monaten stabil. Auf dieser Grundlage setzt das kommunale Unternehmen ein verlässliches Fahrplanangebot im Marburger Stadtbusverkehr um.
Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster benennt für die positive Situation vor allem drei Faktoren: „Es gibt wenige Kündigungen, wenige krankheitsbedingte Ausfälle und zugleich eine weiterhin hohe Einstellungsquote. Somit setzt sich seit mehreren Monaten der positive Trend fort, dass zur Umsetzung des Fahrplanangebots genügend Personal einsatzbereit ist. Das zeigt, dass die MVG den Fahrerinnen und Fahrern gute Arbeitsbedingungen mit attraktiven Leistungen bietet“, sagt der Geschäftsführer.
Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Nadine Bernshausen freut sich über die enge Zusammenarbeit mit Betriebsrat und Geschäftsführung. "Wir brauchen genug Fahrerinnen und Fahrer, um einen guten und verlässlichen Busverkehr anzubieten. Deshalb arbeiten wir an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und werben gemeinsam für den Beruf. Das hat gewirkt und bringt positive Motivation!“
Umfangreiche Leistungen für das Fahrpersonal und neue E-Busse
Bei der MVG setzt man seit Jahren viele Hebel in Bewegung, um die Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal zu verbessern und Fachkräfte anzuwerben. „Eine ausreichende Anzahl von Fahrerinnen und Fahrern ist die Grundlage für einen zuverlässigen Nahverkehr, denn ohne Fahrpersonal rollt auch kein Bus. Wir freuen uns, dass die MVG als guter Arbeitgeberin wahrgenommen wird und unsere vielfältigen Anstrengungen Erfolge zeigen“, erläutert MVG-Geschäftsführer Jürgen Wiegand.
Dem pflichtet Frank Morczinek bei, der als Betriebsratsvorsitzender der MVG die Interessen der Fahrerinnen und Fahrer vertritt. „In enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung haben wir in den letzten Jahren verschiedene Aktionen und Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Attraktivität des Berufs zu steigern“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.
Ein wichtiger Punkt war im Jahr 2019 der Übergang in den Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N), der mit vielen Vorteilen für das Fahrpersonal einherging. Somit konnten Fahrerinnen und Fahrer unter anderem von einem deutlichen Lohnzuwachs profitieren.
„Busfahrerinnen und Busfahrer genießen bei uns eine Fülle an Vorzügen, die über die bloße Arbeit am Lenkrad hinausgehen“, betont der Betriebsratsvorsitzende Morczinek. „Wir bieten beispielsweise einen sicheren und familienfreundlichen Arbeitsplatz, faire Bezahlung nach dem Tarifvertrag Nahverkehr, der an vielen Stellen an den TVÖD angelehnt ist, eine Betriebsrente, seit neuestem eine Fünf-Tage-Woche und weitere Sozialleistungen. Die MVG bietet in Hessen die besten Arbeitsbedingungen für Busfahrerinnen und Busfahrer im ÖPNV“, hebt Frank Morczinek hervor.
Gerade die Fünf-Tage-Woche mit einer großzügigen Pausenregelung ist in der ÖPNV-Branche eine Ausnahme. Dieses Arbeitszeitmodell ermöglicht Fahrerinnen und Fahrern mindestens an zwei aufeinanderfolgenden Tagen frei machen zu können, was zusätzlich zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beiträgt. Zuletzt wurde der Sozialraum für Fahrerinnen und Fahrer frisch saniert und komfortabel eingerichtet.
Zu den Maßnahmen der Personalgewinnung zählt die MVG unter anderem den seit 2023 jährlich stattfindenden Info-Tag auf dem Betriebsgelände des kommunalen Tochterunternehmens, bei dem interessierte Personen das Berufsfeld direkt erleben können. Den diesjährigen Info-Tag im März, der in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Marburg und dem KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf (KJC) stattfand, haben rund 90 Personen besucht.
Auch die neuen E-Busse erfreuen sich aufgrund der Fahreigenschaften und des Komforts bei den Fahrerinnen und Fahrer großer Beliebtheit. 11 E-Busse rollen aktuell auf Marburgs Straßen. Für die Zukunft plant das kommunale Unternehmen die Anschaffung weiterer E-Busse. Die MVG verfügt zudem über eine eigene Fahrschule und bildet selbst Fahrerinnen und Fahrer aus.
Ganzjährig werden dem Fahrpersonal kostenlose Getränke zu Verfügung gestellt. Neuerdings wird der Einsatz eines selbstkühlenden Handtuchs für Fahrerinnen und Fahrer erprobt.
Außerdem wird das Thema Fahrschutz bei der MVG großgeschrieben. In Zeiten der Corona-Pandemie beispielsweise veranlasste die MVG umfangreiche Schutzmaßnahmen, darunter die Einrichtung spezieller Schutzwände in den Fahrerkabinen zum Infektionsschutz, die in der Folgezeit zum Zweck der Fahrersicherheit erweitert wurden.
Hintergrund: Fachkräftebedarf in der ÖPNV-Branche
Deutschlandweit werden auch in der ÖPNV-Branche Fachkräfte dringend gesucht. In zahlreichen Städten mussten deshalb wegen Personalmangels Fahrpläne angepasst werden. Auch in Marburg war in der Vergangenheit zweitweise jeweils zwei Sonderfahrpläne im Stadtbusverkehr notwendig. Hier hat sich die Personalsituation in den vergangenen Monaten aber deutlich verbessert. Aktuell arbeiten rund 180 Busfahrerrinnen und Busfahrer in Vollzeit bei der Marburger Verkehrsgesellschaft mbH.