Wieder freie Fahrt auf dem Lahnradweg in Marburg

Versorgungsleitungen für sechs Mio. Euro und neue Asphaltdecke

Freuen sich über den Abschluss der Arbeiten für die neuen Leitungstrassen und die Wiedereröffnung des Radwegs: Bürgermeisterin Nadine Bernshausen (Mitte) und Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Bernhard Müller (2. li.) mit (v. li.) Michael Gersch, Technischer Prokurist der Stadtwerke, Fachbereichsleiter Oliver Kutsch und Jörg Bauscher vom städtischen Bauamt, Stadtverordnete Sarah Kastner sowie Bauleiter Thorsten Seibert von der ausführenden Baufirma. (Foto: Dennis Siepmann, Stadt Marburg)

Marburg. Die Leitungen sind verlegt, der Weg ist saniert, die Decke neu – ab sofort heißt es wieder: freie Fahrt auf dem Lahnradweg quer durch Marburg. Die Stadt hat den 1,6 Kilometer langen Abschnitt im Marburger Norden am Mittwoch nach 15 Monaten Sperrung wieder geöffnet.  

Seit Mai 2023 musste der nördliche Teil des Radwegs entlang der Lahn zwischen dem Kaufpark Wehrda und den Afföllerwiesen gesperrt werden. Der Weg selbst war davor in keinem guten Zustand, die Decke holprig, die Bankette ausgefranst, die Sanierung schon länger geplant und Geld aus dem Bundeshaushalt bewilligt. Dass der Bund Geld für die Sanierung des Marburger Radwegs gibt, liegt am Charakter der Trasse: Die neun Kilometer durch das Marburger Stadtgebiet sind Teilstück der beiden überregional bedeutenden Fernverbindungen „Radweg Deutsche Einheit" und „Lahnradweg". Im Norden geht der Radweg in Cölbe weiter, im Süden in Weimar.

Der Radweg hat nun in dem sanierten Abschnitt eine neue Asphaltdecke in zwei Schichten. Die seitlichen Bankette im Übergang zu angrenzenden Wiesen und Äckern wurden befestigt und die Entwässerung verbessert. Die Kosten dafür betragen rund 235.000 Euro. Davon trägt der Bund 80 Prozent aus dem Förderprogramm „Radnetz Deutschland“, der Rest von rund 47.000 Euro entfällt auf die Stadt. 
Die Bauarbeiten am Radweg selbst dauerten nur knapp vier Wochen. „Dass die zentrale Verbindung für den Radverkehr durch das Lahntal trotzdem leider über ein Jahr gesperrt werden musste, liegt an den wichtigen Versorgungsleitungen, die die Stadtwerke Marburg im Weg verlegt haben“, sagt die Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Marburg, Nadine Bernshausen.

Kabeltrasse zum Umspannwerk und Anschluss an neues Wasserwerk

Die Stadtwerke Marburg haben im Bereich zwischen Afföller und dem Kaufpark Wehrda seit dem vergangenen Jahr umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt. Im Rahmen der Energiewende wird in Marburgs Norden ein neues Umspannwerk errichtet. Dieses Umspannwerk muss über leistungsfähige Kabel mit dem 20.000 Volt-Netz der Stadtwerke verbunden werden. So ist eine mehrzügige Kabeltrasse für eine sichere Stromversorgung in Marburg notwendig.

Im Rahmen des Klimawandels haben sich die Stadtwerke zur Sicherstellung der Wasserversorgung für den Neubau des Wasserwerks Wehrda entschieden, das im 1. Halbjahr 2025 in Betrieb gehen wird. Auch dieses Wasserwerk musste an das Wassernetz der Stadtwerke angebunden werden. Die alte Trasse durch den Wehrdaer Weg musste dazu aufgegeben werden. Zur Anbindung gibt es nun eine neue Trasse, die die Stromtrasse begleitet.

„Wir wissen, dass die lange Sperrung eine große Belastung für die Nutzer der Verbindung darstellt. Dennoch freuen wir uns über diese wichtige, neue Verbindung. Das Zusammenlegen der beiden Sparten Strom und Wasser mit den begleitenden Kabeln, wie Steuerkabel und Reserveleerrohre ist eine ökologische, nachhaltige und kosteneffiziente Umsetzung und Vorbereitung auf die Energiewende und den Klimawandel“, so Dr. Bernhard Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg.

Stadtwerke investieren rund sechs Millionen Euro

Neben den technischen Anforderungen waren die Bauarbeiten auch aufgrund des wertvollen Ökosystems am Radweg zwischen Afföller und Kaufpark Wehrda eine Herausforderung. So war die Maßgabe, dass die Baustelle selbst im Wesentlichen nur den befestigten Weg betreffen soll. Das Grünland rechts und links sollte höchstens zur Lagerung von Material genutzt werden.

Dass es dann bei dem Bau der notwendigen Leitungskreuzungen zu einigen Unwägbarkeiten kam, hat leider zu Verzögerungen geführt. Zusätzlich haben die Arbeiten an der Stromtrasse länger gedauert als geplant, weil es Lieferkettenprobleme bei notwendigen Kabeln und anderen Materialien gab – und leider immer noch gibt. Zu guter Letzt hat auch das Lahnhochwasser den Abschluss des Projekts verzögert. Trotzdem wurde bei fast jeder Wetterlage durchgearbeitet, nahezu die ganze Zeit, auch wenn man das von außen nicht immer gesehen hat. So lag zum Beispiel die Durchpressung unter der B3a in der Mitte des Baufelds – und war dadurch für die Öffentlichkeit nicht sichtbar.  (Anmerkung zu Durchpressung: ein grabenloses Verlege-Verfahren, wobei Rohre mit Hilfe von Hydraulik-Pressen im Untergrund vorgepresst werden).

Insgesamt haben die Stadtwerke in den vergangenen 15 Monaten rund sechs Millionen Euro in die neuen Versorgungsleitungen rund um den Afföller investiert.

„Die eigentlichen Sanierungsarbeiten am Radweg konnten erst nach dem Durchzug aller Kabelstränge und der Fertigstellung der Wasserleitung erfolgen“, erklärt Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. Nun ist der Weg soweit fertig, dass er wieder geöffnet werden kann. „Ich wünsche allen eine gute Fahrt auf dem neuen Weg – egal, ob sie ihn als Alltagsradelnde befahren oder als Etappe einer größeren Tour durchs Lahntal und dabei durch unsere schöne Stadt kommen.“

Hintergrund Überregionale Radwege:
Der „Radweg Deutsche Einheit“ ist ein touristischer Radwanderweg mit einer Gesamtstrecke von rund 1100 Kilometern. Er verläuft von der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn durch sieben Bundesländer nach Berlin. Er folgt überwiegend dem Verlauf der Lahn von ihrer Mündung in den Rhein flussaufwärts bis nach Marburg und Cölbe. Hier biegt der Radweg Richtung Schwalmstadt ab. Die Trassenführung von ist über weite Strecken identisch mit dem ebenfalls touristisch bedeutsamen „Lahnradweg“, der über 245 Kilometer von der Quelle der Lahn bis zur Mündung in den Rhein führt.