Stadtwerke sanieren Verwaltungsgebäude

Ein Oldtimer wird zum High-Tec-Gebäude

40 Jahre sind kein Alter, wenn es jedoch um den Gebäudebestand der siebziger Jahre geht, dann sieht die Zeitrechnung anders aus. "Stahlbeton, graue Plattenverkleidung, zugige Aluminiumfenster, Kunststofffertigbauteile, alte Haustechnik, dunkle Holzdecken - bei der Energiebilanz, der Aufenthaltsqualität und der Architekturform bewegten wir in uns hier vorher im gefühlten Steinzeitalter", erklärt Stadtwerke Geschäftsführer Norbert Schüren bei der feierlichen Eröffnung des neu sanierten Stadtwerke Gebäudes Am Krekel. "Umso mehr freuen wir uns heute über ein komplett erneuertes Haus, das nicht nur optisch und funktional unseren Ansprüchen genügt, sondern auch in jeder Hinsicht kostenoptimiert geplant und ausgeführt wurde."

Drei Jahre Bauzeit waren nötig, dass 1977 eingeweihte alte Gebäude in mehreren Bauabschnitten zu erweitern und zu sanieren. Neben einer energetischen Grundsanierung und der Installation einer neuer Haustechnik standen als Zielvorgaben optimierte Büroflächen, eine Aufstockung des Südflügels um ein Geschoß, die Erweiterung des Kundenzentrums sowie die architektonische Neugestaltung und Dämmung der Fassade auf der Agenda. Auch die alten ungedämmten Tonnendächer sollten zugunsten eines einheitlich extensiv begrünten Flachdaches zurückgebaut werden und der Vorplatz mit einer Regenwassernutzungszisterne und Versickerungsanlage ausgestattet sowie ansprechend neu gestaltet werden. "Wir stehen als Kommune und kommunales Unternehmen in der Pflicht, im Kampf gegen den Klimawandel und steigende Energiekosten alle Einsparpotenziale auszuschöpfen und diese liegen in Deutschland nach wie vor im Gebäudebestand. Gerade bei den zahlreichen öffentlichen Bauten der 60er- oder 70er-Jahre können wir durch gezielte Sanierungsmaßnahmen enorme Energieeinsparungen erreichen", erklärt Bürgermeister Dr. Franz Kahle. "Natürlich stellt sich dann die Frage, ob ein Abriss mit Neubau in der Summe nicht effizienter sei. Das können wir verneinen. Wir wissen mittlerweile, dass sich sowohl auf der Kostenseite als auch in der gesamten Energiebilanz die Sanierung rentiert."

Mehr als die Hälfte der bisherigen Energiekosten wird das im KfW-Effizienzhaus Standard 100 sanierte und erweiterte Verwaltungsgebäude in Zukunft einsparen. "Wir werden die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009 sogar noch um 30 Prozent unterschreiten", erklärt Rainer Kühne, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg. "Und statt 1,13 Millionen Kilowattstunden Energiebedarf für Gas, Strom, und Nahwärme liegt der Verbrauch jetzt nun nur noch bei 420 000 Kilowattstunden - das sind 63 Prozent weniger."

Im Bauverlauf wurden die jeweiligen Gebäudeflügel nach und nach komplett bis auf die Stahlbetonkonstruktion entkernt. Während der gesamten Bauphase arbeiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die abteilungsweise jeweils für mehrere Monate in die Containern vor der Baustelle umziehen mussten, am Standort weiter - eine Herausforderung für Alle. Auch das Kundenzentrum war einige Monate dort untergebracht. Umso dringlicher war es den Beteiligten, das deutlich vergrößerte Kundenzentrum als ersten fertigen Bauabschnitt wieder in Betrieb zu nehmen. Bereits im Dezember 2013 präsentierten die Stadtwerke der Öffentlichkeit ein modernes großzügig gestaltetes Kundenzentrum und im 3. Geschoß bezog die Geschäftsführung der Stadtwerke neue Räume.

"Alt muss nicht immer gleich schlecht sein, insbesondere nicht, wenn man erkennt, dass sich hinter einer abgängigen Fassade ein solider Stahlbetonkern verbirgt", erläutert Architekt Gerd Kaut vom Architekturbüro Artec. "Ähnlich eines Mercedes SL Gitterrohrrahmens, auf dem eine Alu-Haut verspannt ist, verspannt sich die neue Energie-Hülle über das intakte Stahlbetonskelett des neuen Stadtwerke-Gebäudes, dessen Außenfassade in zeitgemäßer weise transparent und modern konzeptioniert ist."

13,3 Millionen Euro kosteten die Bau- und Sanierungsmaßnahmen am Standort Krekel. "Damit liegen wir gut eine Millionen unter Plan", freut sich Stadtwerke Geschäftsführer Norbert Schüren. "Ich bedanke mich bei allen beteiligten Baufirmen, Ingenieuren und Architekten, die wir überwiegend aus der hiesigen Region beauftragen konnten, für die gute Zusammenarbeit und das in jeder Hinsicht gelungene architektonische Ergebnis. Mein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über mehrere Jahre auf einer Baustelle gearbeitet haben und die ungeachtet dessen in gewohnter Qualität und Zuverlässigkeit ihren Dienst für unsere Kundinnen und Kunden und für das Unternehmen geleistet haben."

Umbau und Sanierung des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke Marburg: Die wichtigsten Informationen in Kürze

· Baubeginn September 2012

· Fertigstellung Südflügel Ende November 2013

· Fertigstellung Ostflügel Büroflächen September 2014

· Fertigstellung Küche und Kantine November 2014

· Fertigstellung Nordflügel Büroflächen November 2015

· Erweiterung der Bruttogeschoßflächen um rund 910 qm (von 5648 auf 6555 qm)

· KfW-Effizienzhaus Standard 100

· Dämmung Fassade im Wärmedämmverbundsystem von 20 cm Stärke

· Dachaufbau mit 24 cm Gefälledämmung

· Austausch der Fenster und Einbau einer automatischen Beschattungsanlage

· Komplett neue Elektroinstallation (75 000 Meter Stromleitungen, 80 000 Datenleitungen)

· Einbau einer neuen Gebäudeleittechnik, u.a. besitzen die Büros eine kontrollierte Raumlüftung, die Geräte sind mit Wärmerückgewinnung versehen und können nachts zur Raumkühlung genutzt werden.

· Einbau von 650 LED-Leuchten in Fluren, Treppenhäusern, Kundenzentrum und Ausstellungsräumen

· Steuerung der Beleuchtung über 400 tageslichtabhängige Präsenzmelder

· Einbau einer neuen Brandschutzanlage mit automatischen Rauchmeldern.

 

Pressemeldung der Stadtwerke Marburg vom 24. Juni 2016, Karin Brahms