Sven Bratek (Leiter Kompostierungsanlage, von links), Nadine Bernshausen (Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin), Holger Armbrüster (Stadtwerke-Geschäftsführer) und Jürgen Wiegand (MEG-Geschäftsführer) präsentieren die neue E-Siebmaschine auf der Kompostierungsanlage in Cyriaxweimar. (Foto: Stadtwerke Marburg, Becker)
Marburg. Die Kompostierungsanlage der Stadtwerke-Tochter Marburger Entsorgungs-GmbH (MEG) erhält eine vollständig elektrisch betriebene Siebmaschine. Zusätzlich wird eine Photovoltaikanlage installiert, die den gesamten Strombedarf der neuen E-Siebmaschine deckt. Die Stadtwerke Marburg haben rund 240.000 Euro in die Anlage investiert. Davon wurden rund 42.000 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Bei einem gemeinsamen Pressetermin stellten Bürgermeisterin und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Nadine Bernshausen sowie Vertreter der Stadtwerke die innovative Elektro-Siebmaschine vor.
„Wir haben hier nicht nur eine Siebmaschine aufgestellt, sondern ein kleines, geschlossenes Kreislaufsystem geschaffen: Die Sonne liefert den Strom, die Maschine trennt, was nicht in den Kompost gehört und am Ende bleibt reine, wertvolle Erde. Das ist nicht nur nachhaltig – es ist effizient, zukunftsorientiert und zeigt, wie technische Innovation mit natürlichen Ressourcen im Einklang wirken kann“, sagte Bernshausen.
„Mit dem Einsatz einer vollständig elektrisch betriebenen Siebmaschine für die Kompostierungsanlage vollziehen die Stadtwerke Marburg eine weitere von vielen wichtigen Klimaschutz-Maßnahmen. Denn in Zukunft sparen wir auf unserer Kompostierungsanlage 26 Tonnen Kohlendioxid ein“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster.
„Die neue E-Siebmaschine hat einen jährlichen Strombedarf von 18.000 Kilowattstunden. Dafür müssen wir keinen Strom aus dem Netz beziehen, sondern produzieren ihn hier vor Ort mit einer neuen PV-Anlage“, freute sich MEG-Geschäftsführer Jürgen Wiegand.
Die neue E-Siebmaschine hat unterschiedliche Trommeln, mit denen der fertig produzierte Kompost im letzten Schritt auf unterschiedliche Größen abgesiebt werden kann. Dadurch werden zum einen Störstoffe wie kleine und große Plastikteile und Plastiktüten, Kartoffel- und Zwiebelnetze, Kaffeekapseln und Kronkorken aussortiert. „Das ist notwendig, um unseren wertvollen Kompost zu reinigen und den hohen Qualitätsstandard unserer torffreien Erden beizubehalten“, erklärte Anlagenleiter Sven Bratek. „Unser Kompost zeichnet sich durch eine hervorragende Qualität aus und ist sogar für den Einsatz im Ökolandbau zugelassen.“ Zudem ist eine feinere Absiebung des Komposts notwendig, weil dieser sich dann in Gärten und auf landwirtschaftlichen Flächen besser und gleichmäßiger verteilen lässt.
Neue Bioabfallverordnung tritt in Kraft
Darüber hinaus kommt der Siebtechnik aufgrund einer neuen gesetzlichen Bestimmung auch noch eine weitere wichtige Aufgabe auf der Kompostierungsanlage zu. In der neuen Bioabfallverordnung, deren Übergangsfrist am 1. Mai 2025 endet, gibt es erstmals Grenzwerte für den Plastikanteil im Bioabfall. Grundsätzlich gilt künftig: Bioabfälle aus der Biotonne dürfen vor der Behandlung nur noch maximal 1 Prozent Kunststoffe enthalten. Dieser Wert gilt künftig auch für Verpackungen und Kaffeekapseln, die als biologisch abbaubare Kunststoffprodukte beworben werden. Deshalb muss der Bioabfall, der diesem Grenzwert nicht entspricht, mit einer speziellen Trommel noch vor der weiteren Behandlung gesiebt werden, um ihn zu reinigen. Der angelieferte Bioabfall, der unter einem Prozent Plastikanteil hat, geht direkt in die Vergärung zur Biogasproduktion und anschließend zur Kompostierung.
„Das Aussortieren von falsch entsorgtem Plastikmüll ist ein hoher personeller und maschineller Aufwand. Der Siebüberlauf, also das Plastik, welches fehlerhaft in der Biotonne landet, muss zudem teuer entsorgt werden. Plastik gehört nicht in die Biotonne“, betonte Sven Bratek. „Wenn wir als Verbraucherinnen und Verbraucher Bioabfälle gewissenhaft trennen, steigt die Qualität des Komposts und die Umwelt bleibt sauber.“ Auch höhere Kosten für die Entsorgung können somit vermieden werden.
Hintergrund
Die Marburger Entsorgungs-GmbH (MEG) sammelt das Material aus Marburger Biotonnen und Gärten sowie Speisereste aus der Gastronomie und Großküchen– 14.000 Tonnen jährlich – und bringt alles auf die Anlage nach Cyriaxweimar. Dort wird das Biogut in einem ersten Schritt in der Biogasanlage verarbeitet. Mit dem erzeugten Biogas werden rund 400 Marburger Haushalte mit Strom und Wärme versorgt. Was nach der Biogasgewinnung übrig bleibt, reift auf der Anlage in der nachgeschalteten Kompostierung zu hochwertigem Gütekompost, der unter anderem in der ökologischen Landwirtschaft verwendet wird. Der Kompost ist ebenfalls Basis für hochwertige torffreie Garten- und Pflanzerden, die auf der Anlage verkauft werden. Auf der Homepage der MEG unter https://www.entsorger-marburg.de/privatkunden/biotonne finden Verbraucherinnen und Verbraucher alle wichtigen Informationen zur Biotonne, was in der Biotonne entsorgt werden darf und was nicht.